Bildung für eine bessere Zukunft in Afghanistan

Frauenprojekte

Das Ziel unserer Projekte für Mädchen und Frauen ist die Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Insbesondere im ländlichen Raum brauchen sie Möglichkeiten, sich über ihre eigenen Rechte zu informieren. So können sie lernen, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen, sowohl im privaten, wie auch im öffentlichen Raum. Dazu benötigen sie verschiedene Bildungsangebote und die Chance, ein eigenes Einkommen zu erzielen, um ihre finanzielle Abhängigkeit zu reduzieren. In Begegnungsstätten haben die Frauen die Möglichkeit, ein Netzwerk aufzubauen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Rückblick

Bereits zu Zeiten König Amanullahs und später unter König Zaher Shahs Herrschaft wurde eine allgemeine Schulpflicht eingeführt, allerdings nur für den Fall, dass es in dem Wohnort der Kinder eine Schule gab. Die erste Mädchenschule in Andkhoi wurde in den 1950-Jahren gegründet. Ansonsten gab es in der Regel nur Unterricht in einer Moschee. In den wenigen großen Städten Afghanistans, insbesondere Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif, konnten Mädchen in den 60iger bis 80iger Jahren Schulen und sogar die Universitäten besuchen. Die Mehrzahl der Lehrkräfte an den Grundschulen waren Frauen. Durch den Krieg gegen die Sowjets, die Kämpfe der Mudjahedin und die darauf folgende Taliban-Herrschaft wurden diese Anfänge gründlich zerstört. Bis zum Ende der Taliban-Herrschaft 2001 haben wir 800-900 Mädchen in sog. Home Courses unterrichten lassen. Diese bestanden auch nach 2001 fort, weil es so viele Analphabetinnen gab. Auch Nähkurse hatten wir eingerichtet, um Einkommensmöglichkeiten für Frauen zu schaffen.

In den Jahren nach 2001 bis zur erneuten Machtübernahme durch die Taliban Mitte August 2021 hatte sich sehr viel geändert in Afghanistan, vor allem für die Frauen und Mädchen. In fast allen Gegenden konnten sie in die Schule gehen, viele studierten Medizin, Jura, Volkswirtschaft, Politik, Sprachwissenschaft oder andere Fachgebiete. In Parlamenten und den Medien waren immer mehr Frauen aktiv, auch in Menschenrechtsgruppen und verschiedenen Hilfsorganisationen. Sie alle wollen den Kampf um diese erworbenen Rechte niemals aufgeben – wer auch immer sie vorübergehend daran hindern will. Wir bleiben weiter an ihrer Seite.

Unser Verein hat unter der Leitung und Mitarbeit von sehr kompetenten Afghaninnen und Afghanen vieles in Andkhoi und Mazar-e-Sharif erreichen können – und wir arbeiten auch weiterhin mit ihnen genau daran.

Ende Dezember 2022 wurde ein Arbeitsverbot für Frauen in Hilfsorganisationen ausgesprochen. Die lokalen Machthaber haben allerdings keine Einwände, dass unsere Mitarbeiterinnen ihrer Arbeit nachgehen. Die Frauenzentren sind aber noch geschlossen (Stand März 2023).

Frauenzentrum in Andkhoi

Im August 2013 öffnete nach einem Umbau der ehemaligen Werkstatträume unser Frauenzentrum in Andkhoi seine Türen. Dieses Frauenzentrum wurde gut angenommen.

In den renovierten Räumen und einem neu entstandenen Gebäude gibt es heute Nähwerkstätten, einen Versammlungsraum und ein Fitnesszentrum und Büros.

Im Frauenzentrum arbeiten die Managerin, die professionelle Schneiderin, die Sticklehrerin, eine Monitorin, eine Fitnesstrainerin und eine Helferin, die nicht nur für Ordnung und Sauberkeit sorgt, sondern auch ihre Fähigkeiten zu häkeln in den Unterricht einbringt.

An zwei Tagen der Wochen kommen die Teilnehmerinnen unserer drei Nähstuben aus den Randbezirken von Andkhoi in dieses Frauenzentrum, um hier den Umgang mit einer elektrischen Nähmaschine und einer Stickmaschine zu lernen und wie man die selbst gefertigten Kleider am besten verkauft. Die Teilnehmerinnen lernen in ihrer 18-monatigen Ausbildung neben dem Schneidern und Sticken auch Lesen und Schreiben in der Landessprache Dari (sie gehören den ethnischen Gruppen der Usbeken oder Turkmenen an) und ausreichend Rechnen, um ihre Näharbeiten durchführen und über Einkünfte Buch führen zu können.

Das Zentrum ist offen für alle Frauen aus der Region. Eine Gruppe von Analphabetinnen kommt regelmäßig, um zu lernen. Jeden Monat werden allgemeinbildende Vorträge angeboten. Und es wird gemeinsam gefeiert, wenn es etwas zu feiern gibt: Nauruz, Eid, der Tag der Lehrerinnen und Lehrer und das Ende der Ausbildung. Außerdem kommen Kundinnen, die hier ihre Schneiderarbeiten in Auftrag geben.


2016 öffneten wir ein zweites Frauenzentrum südlich von Andkhoi auf dem Gelände der Mädchenoberschule Baghebustan im Bezirk Qurghan und 2019 ein drittes nordöstlich von Andkhoi auf dem Gelände der Mädchenoberschule im Bezirk Khancharbagh.

In Andkhoi können die Mädchen am Ausbildungszentrum Englisch lernen und Computerkenntnisse erwerben. In Baghebustan und Khancharbagh bieten wir solche Kurse in den Frauenzentren an. Ansonsten läuft das gleiche Programm.



Home Courses

Für ältere Mädchen und Frauen gibt es weiterhin einen dreijährigen sog. Home Course, in dem sie auf einen Schulbesuch ab Klasse 7 vorbereitet werden.



Kindergärten

Wir haben drei Gebäude für Kindergärten errichtet und nach unseren Vorschlägen eingerichtet. Auch viel Spielzeug und Lernmaterial haben wir von Deutschland mit nach Afghanistan genommen und einiges auch vor Ort angeschafft. Die Kinder und Betreuerinnen haben sich sehr darüber gefreut. Gern würden wir inhaltlich weiterhelfen, aber das ist wegen der Kürze unserer Besuche leider nicht möglich.
Es würde uns freuen, wenn eine deutsche Kindergärtnerin mit afghanischen Wurzeln für ein/zwei Wochen nach Mazar-e-Sharif gehen würde, um den zwei Kindergärten, die wir in dieser Stadt gebaut haben, ein paar neue Ideen zu vermitteln. Sicherlich würde die Leiterin des Yuldoz Kindergartens aus Andkhoi dann auch nach Mazar kommen.