Um Mazar-e-Sharif herum sind in den vergangenen Jahren viele Lager (Camps) für Vertriebene entstanden, zunächst für Binnenvertriebene. Seit 2023 schiebt Pakistan Afghanen, die zum Teil Jahrzehnte dort gelebt hatten, ab, und jetzt kommt auch aus dem Iran eine große Anzahl von Geflüchteten zurück in ein Land, das sie kaum kennen und das ohnehin bereits Schwierigkeiten hat, die dort lebenden Menschen zu ernähren.
Das Ferdawsi Camp entwickelt sich langsam zu einer Siedlung. Es gibt einen Bebauungsplan, Schotterwege und Parzellen, auf denen Familien sich ein kleines Haus mit Toilette gebaut haben, und kleine Geschäfte. Die Häuser sind nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, weil sich die dort lebenden Menschen dies nicht leisten können. Im Sommer 2025 bohren wir einen Tiefbrunnen (350 m), um Trinkwasser zu fördern.

143 Jungen und 156 Mädchen der Klassen 1 bis 6 werden von acht Lehrerinnen in der Ferdawsi Grundschule unterrichtet, die wir aufgebaut haben und weiterhin unterhalten. 36 Mädchen und 35 Jungen, die gerade aus Pakistan angekommen sind, lernen in zwei Gruppen, insbesondere die Landessprache Persisch (Dari) und Rechnen. Zwei Hausmeister/Wächter (Chowkidars) sorgen für Ordnung. Die Schule ist als „Home School“ anerkannt, erhält aber keine finanzielle Unterstützung vom afghanischen Staat. Wir unterstützen außerdem die in der Nähe gelegene Qalin Bafin Schule mit 152 Schülerinnen und 182 Schülern mit Lehrmaterial; außerdem finanzieren wir die Gehälter von sechs Lehrerinnen, um geregelten Unterricht zu ermöglichen.
Für die Kinder ist diese Schule sehr wichtig. Viele von ihnen müssen arbeiten und zum Familienunterhalt beitragen – hier können sie Kind sein. Wir erhalten begeisterte Berichte von unseren Projektpartnern über die vielen Aktivitäten an dieser Schule, die das Leben der Kinder bereichern. Auch die Mütter und andere werden einbezogen, z.B. wenn die Kinder am Muttertag andere Frauen besuchen und ihnen selbstgebastelte Blumen schenken.
Rückblick
Während einer Verteilung von Lebensmitteln besuchte eine Mitarbeiterin unserer Projektpartner OASE einige Familien in ihren behelfsmäßigen Zelten, die sie sich aus Stöcken und Plastikplanen gebaut hatten. Sie fragte die Bewohner:innen nach ihren Wünschen. Die Antwort überraschte uns: Sie wünschten sich kein Haus oder einen Job oder Sicherheit. Sie wünschten sich eine Schule, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben.
Und so entstand aus privaten Spenden ein einfaches Gebäude aus gebrannten Lehmziegeln mit vier Klassenräumen und einem Lehrerzimmer. Ein einfaches Toilettengebäude mit Handwaschgelegenheit wurde auch errichtet. Im Herbst 2022 baute ein befreundeter Verein (Bildung für Kinder in Afghanistan e.V., Wolfsburg) ein zweites baugleiches Gebäude. 2024/2025 entstand ein doppelstöckiges Gebäude mit sechs Klassenräumen und weitere Sanitäranlagen. Das Gelände erhielt eine Umfassungsmauer, so dass ein sicherer Schutzraum für die Kinder entstehen konnte.
