Grundschule im Ferdawsi Camp bei Mazar-e-Sharif

Um Mazar-e-Sharif herum sind in den vergangenen Jahren viele Lager (Camps) für Vertriebene entstanden, zunächst für Binnenvertriebene. Seit 2023 schiebt Pakistan Afghanen, die zum Teil Jahrzehnte dort gelebt hatten, ab, und jetzt kommt auch aus dem Iran eine große Anzahl von Geflüchteten zurück in ein Land, das sie kaum kennen und das ohnehin bereits Schwierigkeiten hat, die dort lebenden Menschen zu ernähren.

Das Ferdawsi Camp entwickelt sich langsam zu einer Siedlung. Es gibt einen Bebauungsplan, Schotterwege und Parzellen, auf denen Familien sich ein kleines Haus mit Toilette gebaut haben, und kleine Geschäfte. Die Häuser sind nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, weil sich die dort lebenden Menschen dies nicht leisten können. Inzwischen konnten wir mit finanzieller Unterstützung von BINGO! Projektförderung des Landes Schleswig-Holstein und privaten Spenden die Wasserversorgung der Schule durch den Bau eines Tiefbrunnens sichern. Auch die angrenzenden Haushalte werden mit ausreichend Trinkwasser versorgt.

132 Jungen und 146 Mädchen der Klassen 1 bis 6 werden von acht Lehrerinnen in der Ferdawsi Grundschule unterrichtet, die wir aufgebaut haben und weiterhin unterhalten. 48 Mädchen und 45 Jungen, die gerade aus Pakistan angekommen sind, lernen in drei Gruppen, insbesondere die Landessprache Persisch (Dari) und Rechnen. Zwei Hausmeister/Wächter (Chowkidars) sorgen für Ordnung. Die Schule ist als „Home School“ anerkannt, erhält aber keine finanzielle Unterstützung vom afghanischen Staat. Wir unterstützen außerdem die in der Nähe gelegene Qalin Bafin Schule mit 140 Schülerinnen und 122 Schülern mit Lehrmaterial und finanzieren wir die Gehälter von sechs Lehrerinnen, um geregelten Unterricht zu ermöglichen.

Für die Kinder sind diese Schulen sehr wichtig. Viele von ihnen müssen arbeiten und zum Familienunterhalt beitragen – hier können sie Kind sein. Wir erhalten begeisterte Berichte von unseren Projektpartnern über die vielen Aktivitäten an dieser Schule, die das Leben der Kinder bereichern. Auch die Mütter und andere werden einbezogen, z.B. wenn die Kinder am Muttertag andere Frauen besuchen und ihnen selbstgebastelte Blumen schenken.

Wir benötigen rund EUR 50.000 im Jahr für Lehrergehälter, Heizkosten und Lehrmaterial für diese beiden Schulen, d.h. rund EUR 80 im Jahr, um ein Kind auszubilden.

Rückblick

Während einer Verteilung von Lebensmitteln besuchte eine Mitarbeiterin unserer Projektpartner OASE einige Familien in ihren behelfsmäßigen Zelten, die sie sich aus Stöcken und Plastikplanen gebaut hatten. Sie fragte die Bewohner:innen nach ihren Wünschen. Die Antwort überraschte uns: Sie wünschten sich kein Haus oder einen Job oder Sicherheit. Sie wünschten sich eine Schule, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben.

Und so entstand aus privaten Spenden ein einfaches Gebäude aus gebrannten Lehmziegeln mit vier Klassenräumen und einem Lehrerzimmer. Ein einfaches Toilettengebäude mit Handwaschgelegenheit wurde auch errichtet. Im Herbst 2022 baute ein befreundeter Verein (Bildung für Kinder in Afghanistan e.V., Wolfsburg) ein zweites baugleiches Gebäude. 2024/2025 entstand ein doppelstöckiges Gebäude mit sechs Klassenräumen und weitere Sanitäranlagen. Das Gelände erhielt eine Umfassungsmauer, so dass ein sicherer Schutzraum für die Kinder entstehen konnte. Mit Solarpaneelen laufen einfache Kühlgeräte, so dass der Unterricht auch im Sommer, wenn die Temperaturen auf 50°C steigen können, in angenehm temperierten Klassenräumen stattfinden kann. Mit Solarstrom wird auch die Pumpe angetrieben, um das Trinkwasser aus einer Tiefe von 350 m zu fördern.

Eid in der Ferdawsi-Schule