Zwangsausweisungen von Afghanen aus Pakistan

Pakistan schiebt seit Oktober Afghanen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung ab. Täglich kommen Tausende Familien über die Grenze und werden in die Provinzen Afghanistans verteilt. Bis zum Frühjahr 2024 waren es 500.000 Menschen. Nach einigen Tagen in der Grenzregion Torkham (Nangahar) werden die Familien in die Provinzen verteilt. Diese Menschen haben teilweise schon sehr lange, manchmal 30 oder 40 Jahre in Pakistan gelebt. Sie haben dort hart gearbeitet; ihre Kinder sind dort geboren. Sie haben versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Nun werden sie mit den wenigen mobilen Habseligkeiten über die Grenze geschickt – in ein Land, in dem bereit Not herrscht, in dem es kaum Möglichkeiten gibt, Geld zu verdienen und die Menschen auf Hilfe von außen angewiesen sind.

Nach einer ersten Verteilung im Dezember 2023, erhielten im Februar/März 2024 weitere 995 Familien Hilfe (Lebensmittel, Decken und warme Kleidung). Das Amt für Migration hatte unseren Projektpartnern eine Liste von Familien überlassen, die vor kurzem aus Pakistan abgeschoben worden waren. Um die Lebensmittel, Decken und warme Kleidung einzukaufen, wurden viele Händler aufgesucht und Angebote eingeholt. Die warme Kleidung wurde im Büro unserer Projektpartner in Päckchen für jede Familie einzeln gepackt. Das Team von Helfern rief dann alle berechtigten Familien, die in der ganzen Stadt verteilt untergekommen sind, an und baten sie, zum Verteilungsort zu kommen. Die Verteilungen fanden in einem Sportstadium und wegen eines Wintereinbruchs auf einem überdachten Parkplatz statt.

Die Katastrophe

Die Bilder, die wir von unserem Partner OASE aus der Region Mazar-e-Sharif bekommen haben, zeigen deutlich, was die aus Pakistan abgeschobenen afghanischen Familien erwartet: Die Zelte sind einfach und bieten bei Sturm, Schnee und Frost kaum Schutz. Öfen und Heizmaterial fehlen meist. Sie sind auf Nahrungsmittelverteilungen durch Hilfs-organisationen angewiesen. Etwas Geld erhalten sie nur für den Weitertransport in die Provinz, aus der sie ursprünglich stammen, oder in ein anderes Lager, wo sie länger bleiben können. Ihre Kleidung ist für Afghanistan vollkommen unangemessen. Hier ist es schon kalt, in Pakistan war es immer warm.

Die Registrierung der Flüchtlinge, hier in einem Zelt

Eines der Zelte für die Neuankommenden.

Auch in der Nacht noch werden die Familien beim Licht eines Handys registriert.

Wie viele Personen leben in Ihrer Familie? Wie heißen Sie? Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin? Was brauchen Sie?

Die jetzige afghanische Regierung hatte nur einen Platz in der Wüste nördlich von Mazar-e-Sharif für die Rückkehrer.

Der gemietete Lastwagen transportiert mehrere Familien und ihre wenigen mobilen Habseligkeiten.

Das Lager für Neuankömmlinge ist inmitten der kahlen Sandwüste nur als Durchgangslager für die Registrierung gedacht. Danach müssen sie weiterziehen.



Erste Hilfen

Wir haben als erste Hilfe in Zusammenarbeit mit unserem örtlichen Partner OASE Nahrungsmittel in einem Camp bei Mazar-e-Sharif verteilt. Aber es ist noch sehr viel mehr Hilfe und Unterstützung notwendig. Die Menschen haben nicht genug zu Essen, keine festen Unterkünfte, nichts, was ihnen gegen die Kälte hilft, und sie haben auch keinerlei Perspektive. Hier in der Wüste können und dürfen sie nicht bleiben. Staatliche Hilfe gibt es nicht. Wie sollen sie sich ein neues Leben aufbauen und wo können sie Geld verdienen?

 

Die Helfer stellen die Lebensmittelspenden zusammen

Es ist alles vorbereitet für die Spendenübergabe

Insgesamt haben wir im Dezember 2023 105 Familien mit Lebensmitteln unterstützt.

Afghanistan-Schulen hat Erfahrung mit der Ausgabe von Lebensmittelspenden - das ist leider immer wieder notwendig.

Was würde dieser Mann erzählen, wenn wir ihn befragen könnten? Herausgerissen aus seinem bisherigen Leben in Pakistan steht er jetzt im Alter wieder vor dem Nichts.

Jede Familie erhielt ein Paket mit Nahrungsmitteln (50 kg Mehl, 24 kg Reis,
10 kg rote Bohnen, 5 kg Makkaroni, 2 kg Tomatenpüree, 1 kg grüner Tee, 7 kg Zucker und 10 Liter Speiseöl).



Wir möchten Sie ganz herzlich bitten, uns zu ermöglichen, weiteren Familien in den Lagern zu helfen. Täglich kommen Tausende, die dringend Unterstützung brauchen. Unser Verein hat in der Vergangenheit Erfahrungen sammeln können. In einem Lager für Binnenvertriebene haben wir inzwischen sogar eine Schule eingerichtet (Ferdawsi).

Von unseren Projektpartnern vor Ort erreichte uns dieser Bericht von einer Familie, die nun dort im Lager ist:

Turjan aus Chemtal
Es war einmal ein Mann namens Turjan Muradi, der in dem schönen Bezirk Chemtal in Afghanistan lebte. Er hatte ein gutes Leben mit seiner Familie. Als sein erstes Kind geboren wurde, schien alles perfekt zu sein. Doch mit der Zeit wurde sein Leben immer schwieriger. Er hatte Mühe, für seine wachsende Familie sorgen zu können.
Trotz seiner Bemühungen konnte er keine angemessene Arbeit finden, um die Familie zu unterstützen. Ihre finanzielle Lage verschlechterte sich. Entschlossen, seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, entschied sich Turjan schweren Herzens, sein Heimatland zu verlassen und in einem anderen Land Arbeit zu suchen. Sie reisten nach Pakistan, wo sie einen Neuanfang machten. Sie arbeiteten hart und im Laufe der Jahre bauten sie sich in der Fremde ein gutes Leben auf. Turjan hatte alles, was er sich erträumt hatte. Doch ihr Glück war nur von kurzer Dauer. In den letzten Jahren veränderte sich das Verhalten der pakistanischen Regierung, und auch die Sprache der Pakistaner gegenüber den Afghanen veränderte sich drastisch. Sie wurden schikaniert und beschimpft. Deren Verhalten gegenüber Turjan und seiner Familie war unangemessen, ihre Ehre und ihr Stolz wurden verletzt. Ohne Vorwarnung oder Ankündigung wurde die Familie eines Tages gewaltsam aus ihrem Haus vertrieben und auf die Straße geworfen. Sie hatten keine Zeit, um ihr Hab und Gut einzusammeln und verloren alles. Turjan und seine Familie fanden sich in einem Lager in ihrem eigenen Land wieder, das sie viele Jahre nicht gesehen hatten und kämpfen nun wieder darum, sich ein neues Leben aufzubauen.
Trotz aller Entbehrungen fühlen sich Turjan und seine Familie immer noch stark. Sie  bemühen sich weiterhin um eine eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder und halten an der Hoffnung fest, dass sie eines Tages in ihrer Heimat Frieden und Stabilität finden werden.

Bitte machen Sie es möglich, dass wir Turjan und all den anderen Menschen in dieser schrecklichen Lage helfen können.

 
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