Vereinsgeschichte - 40 Jahre für Bildung von afghanischen Jungen und Mädchen

1984 Ulla Nölle in der Schule in Pakistan

1983 reiste die Gründerin unseres Vereins, Ursula Nölle, nach Pakistan, wo ihre Tochter studierte. Sie lernte eine Lehrerin kennen, die 120 Mädchen in ihrem Haus unterrichtete und der nun das Geld ausgegangen war. Ursula Nölle begann, Spenden zu sammeln und nach Pakistan zu schicken.
1984 wurde der Verein zur Unterstützung von Schulen für afghanische Flüchtlingskinder e.V. gegründet.
1986 entstanden mit 10.000 DM vier Klassenräume für die erste eigene Schule des Vereins in Nawikili. Mohammad Jan war 1989 der erste Angestellte (ab 1999 wurde er von Zabiullah Azizi unterstützt; Zabi ist heute als Projektmanager für unseren Verein tätig).
In den folgenden Jahren entstanden sechs weitere Schulen in den Lagern Haripur, Akora Khattak und Shamshatoo, die wir bis 2002 betrieben.

Nach Abzug der Sowjettruppen keimte Hoffnung auf Frieden auf. Ulla Nölle wurde gebeten, die Schulen Rahmatullah Shaheed und Mirabad in der Region Andkhoi zu unterstützen. Neue Schulgebäude wurden für beide Schulen errichtet. 1993 unternahm Ulla Nölle ihre erste Projektreise nach Afghanistan gemeinsam mit ihrer Tochter Christine. Zu dieser Zeit hatte in Afghanistan bereits ein schrecklicher Bürgerkrieg begonnen, in dem Kabul völlig zerstört wurde. Im Norden, der vom Usbekenführer Dostum beherrscht wurde, war es weitgehend ruhig. Er half Ulla Nölle, über Usbekistan nach Andkhoi zu reisen.

2001 Schülerinnen im Yuldoz Gymnasium

1993 konnten wir in Andkhoi den Rohbau eines Schulgebäudes, der aufgrund der Kriegswirren nicht fortgeführt werden konnte, fertigstellen. Über 1200 Mädchen besuchten bis zur Machtübernahme durch die Taliban im Herbst 1998 dieses Yuldoz Mädchengymnasium – die einzige Mädchenschule der Region – von der 1. bis zu 12. Klasse.

Im Frühjahr 1998 unternahm Marga Flader (Vorsitzende seit 2003) gemeinsam mit Ulla Nölle ihre erste Projektreise nach Pakistan, Kabul und Andkhoi. Mittlerweile gab es schwere Kampfhandlungen im Norden um Mazar-e-Sharif, so dass die beiden einen Umweg über Turkmenistan nach Andkhoi nehmen mussten. Für Marga Flader war es eine wichtige Reise, die ihr weiteres langjähriges Engagement beeinflusste. Während dieser Reise baten die Ältesten darum, nicht nur die drei Schulen (Rahmatullah Shaheed, Mirabad und Yuldoz) zu unterstützen, sondern allen Lehrkräften in der Region einen kleinen Betrag zu geben, denn die wirtschaftliche Not war extrem, da sie kein Gehalt von der Regierung erhielten. Bis 2003 erhielten alle Lehrkräfte zweimal im Jahr 100 USD von uns, die ihnen das Überleben sicherten. Die Menschen in der Region haben es Ulla Nölle und dem Verein nie vergessen, dass wir in dieser schwierigen Zeit an ihrer Seite waren.

Inzwischen wurde der Verein unter dem Namen VUSAF (aus den Anfangsbuchstaben für Verein zur Unterstützung von Schulen für afghanische Flüchtlingskinder e.V.) in der Region Andkhoi bekannt (offiziell registriert bei den afghanischen Behörden seit 2002 bzw. 2006). Nachdem die Projekte für afghanische Flüchtlinge in Pakistan 2002 endeten, änderten wir auch unseren Namen in Afghanistan-Schulen - Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V..

  • 1999 Die Homeschool in Qurghan
  • 1985 Pakistan: Hurra, wir bekommen eine Schule
  • 1999 Die Qaramqul Jungenschule
  • 1999 Qaramqul Jungenschule
  • 2000 Die Lagerschule Akora Khattak in Pakistan
  • 2001 DasYuldoz Mädchengymnasium in Andkhoi
  • 2002 Die Khancharbagh Jungenschule


Nach dem Ende der Taliban-Herrschaft öffnete das Yuldoz Mädchengymnasium noch im Dezember 2001 wieder die Türen für die Mädchen. Mit riesiger Energie und unserer Hilfe wurden in den folgenden Jahren (mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amts, des BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Misereor) viele Schulgebäude errichtet.

Die Taliban, die von dem Friedensprozess ausgeschlossen worden waren, wiedersetzten sich der neuen, zunächst demokratisch gewählten Regierung. Die Widerstandsbewegung erstarkte zunehmend. 2007 war für uns das annus horribilis. Am 17. Februar 2007 wurde unser Regionaldirektor Rahmanqul in der Abenddämmerung vor seinem Haus erschossen. Es war schwer für uns weiterzumachen, aber es wäre sein Wunsch gewesen. Rahmanqul war ein ganz besonderer Mann, dem wir alles, was wir bisher in der Region erreicht hatten, verdanken.

2006 Die Einweihung des EC, in der Mitte Ulla Nölle

Im September 2006 hatten er, Ursula und Christine Nölle noch gemeinsam das Ausbildungszentrum in Andkhoi eröffnet. Das Ausbildungszentrum entstand, weil Rahmanqul erkannt hatte, dass der Schulunterricht an den staatlichen Schulen unzureichend war, um junge Menschen auf ein Universitätsstudium vorzubereiten; sie bestanden schon die Aufnahmeprüfung (Kankor Exam) nicht. Auch heute noch besuchen wissbegierige junge Menschen, die positive Veränderungen in der Gesellschaft bewirken wollen, dieses Ausbildungszentrum.

Nachdem wir bereits während der Taliban-Herrschaft sog. Home Courses und nach 2001 Nähstuben für Frauen eingerichtet hatten, folgten 2013, 2016 und 2019 die Frauenzentren in Andkhoi, Baghebustan und Khancharbagh, die weiterhin vom Verein unterhalten werden.
Wir waren nicht nur in der Region Andkhoi tätig. 2003 entstand eine Schule in Mazar-e-Sharif für Rückkehrer aus dem Lager Haripur, die wir bei Bedarf auch heute noch unterstützen. Es folgten weitere große Schulbauprojekte in der Stadt Mazar-e-Sharif und in der Provinz Samangan.

Ehemalige VUSAF-Mitarbeiter gründeten 2018 eine lokale NGO mit dem Namen OASE Organization of Afghan Support for Education, die die Projekte in Mazar-e-Sharif fortführten. Heute untersagen die jetzt herrschenden Taliban ausländischen Hilfsorganisation Aktivitäten im Bildungsbereich. Es ist deshalb eine Erleichterung für uns zu wissen, dass wir unsere Bildungsarbeit über OASE fortführen können.

In Afghanistan entstanden bisher 66 neue Schulgebäude sowie 53 Erweiterungsgebäude, 24 Wasserreservoirs sowie Brunnen, Toilettengebäude und Handwaschgelegenheiten. 13 Schulgebäude wurden umfangreich saniert. Wir errichteten Klassenräume für 77.500 Schülerinnen und Schüler und organisierten regelmäßig Fortbildungen für Lehrkräfte und das Schulmanagement sowie Training für Hausmeister zur Instandhaltung der Gebäude.

  • 2002 Mädchenschule in Khancharbagh
  • 2005 Schülerinnen warten in Arbab Shah auf eine neue Schule
  • 2005 Die Dorfschule in Ghajabad wartet auf einen Neubau
  • 2005 im Garten des damals noch gemieteten Education Centers
  • 2006 Die Einweihung des Education Centers
  • 2006 Ulla Nölle, die Vereingründerin mit Nähschülerinnen
  • 2008 Die Khancharbagh Mädchenschule
  • 2013 Betriebsausflug nach Paghman, in der Mitte Marga Flader


Wenn Sie weiterlesen möchten:

• Über die Gründerin, langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Ursula Nölle,
• über unseren langjährigen Mitarbeiter und Regionaldirektor Rahmanqul aus Andkhoi
• unsere Festschrift von 2004 zum 20-jährigen Bestehen 2004 Festschrift - 20 Jahre
• unsere Festschrift von 2009 zum 25-jährigen Jubiläum 2009 Festschrift - 25 Jahre
• unsere „Afghanischen Lebenswege“, wahre Geschichten, gesammelt zum 30. Bestehen

 
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